Blutegeltherapie beim Hund

Blutegel werden seit Jahrhunderten in der Humanheilkunde gegen verschiedene gesundheitliche Probleme eingesetzt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Therapie aber immer unbeliebter. Die Pharmaindustrie entwickelte neue Medikamente und verdrängte die Blutegel aus der Heilkunde.

Seit einiger Zeit werden die Blutsauger für den therapeutischen Einsatz jedoch wieder populärer. Mittlerweile wird ihre Wirkungsweise auch in der Veterinärmedizin geschätzt.

In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte zur Blutegeltherapie beim Hund.

Was ist Blutegeltherapie für Hunde?

Blutegel zählen zur Gruppe der Ringelwürmer. An beiden Körperenden befindet sich ein Saugnapf. Der hintere Saugnapf dient zur Haftung am Untergrund. Am vorderen Saugnapf findet man die Mundöffnung mit drei Kiefern. Ein Egel hat etwa 80 Kalkzähnchen. Diese Zähne sind beweglich, damit sie sich durch die Haut des Hundes raspeln können.

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Bei der Blutegeltherapie werden die Tierchen auf deinen lieben Hund gesetzt. Meistens beißt ein Egel nach relativ kurzer Zeit zu und saugt Blut. In diesem Prozess sondert der „helfende Vampir“ seinen Speichel ab. Ist der Egel satt, fällt er von alleine ab.

Dieser Speichel hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Er enthält gleich mehrere wirksame Substanzen. Zwei der wichtigsten Stoffe für deinen Schatz sind diese:

  • Hirudin
    Es hemmt die Blutgerinnung, wodurch der Egel gestautes Blut aufsaugen kann. Der Druck aus dem zu behandelndem Körperbereich nimmt ab. Durch Hirdudin werden Schadstoffe schneller ausgeschieden. Der Heilungsprozess im Körper des Hundes wird beschleunigt.
  • Eglin
    Dabei handelt es sich um einen Entzündungshemmer. Er blockiert Stoffe, die im Körper des Hundes Entzündungen auslösen. Dadurch werden entzündliche Prozesse gestoppt. Zudem wirkt Eglin schmerzstillend. Für Hunde mit Schmerzen kann dies eine ausgesprochene Wohltat sein.

Allein die Wirkung des Hirudin und Eglin können den Körper deines Fellkindes ideal unterstützen. Dazu kommt noch eine histaminähnliche Substanz. Diese spielt eine große Rolle bei der Abwehr körperfremder Stoffe.

Vorteile der Blutegeltherapie für Hunde

Die Behandlung mit Blutegeln stellt keine Belastung für die Leber, die Nieren oder das Herz dar. Dadurch ist sie auch für empfindliche sowie ältere Hunde gut geeignet. Sie ist bei einigen chronischen Erkrankungen eine gute Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln.

Die Therapie ist zudem recht schmerzarm. Oft ist eine einzige Behandlung schon ausreichend. Das macht die Blutegeltherapie verhältnismäßig preiswert. Sie kann außerdem ergänzend zu anderen therapeutischen Maßnahmen eingesetzt werden.

Arten von Blutegeln in der Therapie

Auf der ganzen Welt gibt es über 600 Egelarten. Für therapeutische Zwecke werden allerdings nur 15 Arten genutzt. Für die Behandlung ist es wichtig, dass die Blutegel steril sind. Deshalb sollten vom Therapeuten ausschließlich Zuchtegel genutzt werden. Medizinische Blutegel werden auch “Hirudo medicinalis” genannt. Sie sind frei von Krankheitserregern und dadurch für den medizinischen Einsatz geeignet.

Wer darf die Blutegelbehandlung durchführen?

Behandlungen mit den „helfenden Vampiren“ sollten grundsätzlich von geschulten Therapeuten erfolgen. Der unbedachte Versuch kann zu Problemen während und nach der Behandlung führen. Daher muss ein fundiertes Hintergrundwissen unbedingt vorhanden sein. Eingesetzt werden Blutegel von einigen Tierärzten, Tierheilpraktikern oder Tierphysiotherapeuten.

Wichtig zu wissen: Die Therapie mit Blutegeln darf nur auf Rezept durchgeführt werden. Dies ist durch das Tierarzneimittelgesetz vom 28.01.2022 geregelt. Blutegel gelten demnach als apothekenpflichtiges Arzneimittel. Für eine Behandlung benötigst du daher zwingend ein Rezept deines Tierarztes.

Ablauf der Blutegeltherapie

Die Anzahl der einzusetzenden Blutegel richtet sich nach der Größe des Hundes. Auch die Art der Beschwerden gilt als Indikator. In vielen Fällen reicht schon der Einsatz eines einzigen Egels.

Bei der Behandlung wird der Blutegel zu Beginn an der betroffenen Körperstelle des Hundes platziert. Dort saugt er sich fest, indem er mit seinen Kalkzähnchen die Haut durchsägt.

Das klingt schlimmer, als es ist. Behandelte Tiere reagieren kaum bis gar nicht auf den Biss und dösen vor sich hin. Menschen berichten, dass dieser Biss kaum wahrnehmbar ist. Ein leichtes Ziehen oder Zwicken kann vorkommen. Schmerzlindernde Stoffe im Speichel lassen dies aber schnell wieder abklingen.

Es dauert etwa 20-90 Minuten, bis der Blutegel selbstständig wieder abfällt. Nach dieser Zeit hat er sich vollgesogen. Der heilende Speichel hat sich es nun in das Blut des Hundes geschafft. Ein Blutegel darf nicht zu früh von deinem Fellkind entfernt werden. Die Zähne könnten in der Wunde hängen bleiben. Dadurch kann eine Entzündung entstehen.

Die Bisswunde am Hund blutet normalerweise über einige Stunden nach. Das ist ein gutes Zeichen, denn die Wunde reinigt sich dadurch von selbst. Ein Verband verhindert, dass sich die kleine Wunde verschmutzt. Zudem kann dein lieber Hund nicht daran lecken.

Oft zeigt sich eine Wirkung unmittelbar nach der ersten Behandlung. In anderen Fällen wird die Therapie mit den medizinischen Blutegeln wiederholt. Dein Vierbeiner kann in regelmäßigen Abständen behandelt werden, bis eine deutliche Besserung zu sehen ist. Dies gilt zum Beispiel bei chronischen Erkrankungen wie Arthrose.

Hat dein lieber Hund die Behandlung mit den Blutegeln überstanden, solltest du Anstrengungen vermeiden. Hundesport oder ähnliches sind im Anschluss der Behandlung tabu. Außerdem sollte die Wunde selbstständig verheilen können. Achte darauf, dass sich dein Schatz die Kruste nicht abkratzt oder die Bissstelle beleckt. Gönne deinem Liebling nach der Behandlung einen Schongang.

Mögliche Nebenwirkungen der Blutegeltherapie für Hunde

Nebenwirkungen oder Überreaktionen beim Hund kommen recht selten vor. Bemerkst du eine Entzündung an der behandelten Stelle, kontaktiere den Therapeuten. Bekommt dein lieber Freund Fieber, solltest du mit ihm zum Tierarzt fahren. Auch Abgeschlagenheit oder allgemeines Unwohlsein sollten untersucht werden.

Manchmal kommt es zu einer leichten Schwellung im Bereich der Bisswunde. Auch ein lokaler Juckreiz kann auftreten. Dein lieber Hund sollte sich allerdings nicht kratzen. Damit ist für ihne eine Infektionsgefahr verbunden.

Kosten der Blutegeltherapie beim Hund

Die Kosten für die Behandlung mit Blutegeln können leicht variieren. Meistens belaufen sie sich auf ca. 60 € pro Stunde. Dazu kommen noch die Kosten für die eingesetzten Blutegel, die zwischen 10 und 20 € pro Egel betragen können.

Eine Sitzung kann zwischen 60 und 120 Minuten dauern. Manche Anbieter rechnen pro Sitzung ab, andere pro Stunde. Am besten erkundigst du dich vorab beim Therapeuten.

Diese Hunde sollten nicht mit Blutegeln behandelt werden

Hunde, die unter Diabetes leiden, sollten nicht mit Blutegeln therapiert werden. Auch für kleine Vierbeiner mit weniger als 5 kg Gewicht sind Blutegel nicht geeignet.

Die folgenden Umstände sprechen ebenfalls gegen eine Blutegeltherapie beim Hund:

  • Er bekommt blutgerinnungshemmende Medikamente.
  • Bei gleichzeitiger Behandlung mit Schmerzmitteln. Diese sind der Regel blutverdünnend.
  • Fieber
  • Blutarmut
  • Tumore
  • Trächtigkeit
  • Der Hund leidet unter einer Immunschwäche.
  • Er bekommt blutverdünnende Medikamente.
  • Niereninsuffizienz
Blutegeltherapie beim Hund
Viele Hunde entspannen während der Behandlung

Bei diesen Krankheiten ist die Blutegeltherapie beim Hund sinnvoll

Eine Blutegeltherapie kann bei vielfältigen Beschwerden hilfreich sein. Besonders bei Durchblutungsstörungen leisten die Egel gute Dienste. Auch bei den folgenden Beschwerden eignet sich die Blutegeltherapie bei deinem Liebling.

Bei chronischen Erkrankungen

Eine chronische Gelenkerkrankung wie Arthrose ist mit starken Schmerzen verbunden. Für betroffene Vierbeiner ist die schmerzlindernde Wirkung der Blutegeltherapie bei Arthrose wohltuend. Bei Arthritis, Hüft- oder Ellenbogendysplasie sowie Spondylose kann eine Behandlung ebenfalls hilfreich sein.

Bei Entzündungen

Der Speichel von Blutegeln hat eine entzündungshemmende Wirkung. Deshalb ist die Blutegeltherapie bei vielen entzündlichen Prozessen eine große Hilfe. Dazu zählen Entzündungen des Gesäuges, Lymphbahnentzündungen oder Sehnenentzündungen.

Bei schlecht heilenden Wunden und Hautproblemen

Auch eine antibiotische Wirkung geht vom Speichel der Blutegel aus. Das macht ihn zu einer guten Unterstützung, wenn dein Liebling schlecht heilende Wunden, Ekzeme oder Abszesse hat.

Zur Narbenbehandlung nach Operationen

Nach einem operativen Eingriff können Blutegel dazu beitragen, dass die Narben besser verheilen. Auch Thrombose sowie Blutergüsse können mit der Blutegeltherapie beim Hund behandelt werden. Ihre antithrombotische sowie blutverdünnende Wirkung ist hier äußerst hilfreich.

Es gibt zahlreiche Indikationen, bei denen der Einsatz von Blutegeln sinnvoll ist. Ihr Speichel wirkt unter anderem entzündungshemmend und schmerzlindernd. Eine Behandlung mit Blutegeln kann sich somit bei vielen gesundheitlichen Problemen positiv auf deinen Schatz auswirken.

Darauf solltest du vor der Behandlung achten

Vor der Blutegeltherapie sollte dein Fellfreund frei von künstlichen Duftstoffen sein. Ihn kurz vorher mit einem duftenden Shampoo zu waschen, ist daher nicht sinnvoll. Auch ein Flohhalsband oder SpotOns können einen Blutegel vom Beißen abhalten. Bis zu sieben Tage vorher solltest du deinem Schatz zudem keine Wurmkur verabreichen.

Bei der Behandlung von Hunden mit Blutegeln ist Ruhe erforderlich. Es gibt keine Garantie dafür, dass ein Egel tatsächlich saugen wird. Stress beim ihm oder beim Hund mindert diese Chance. Idealerweise ist der Behandlungsraum halbdunkel. In ruhiger, abgedunkelter Atmosphäre fühlen sich Blutegel am wohlsten.

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Fazit zur Blutegeltherapie beim Hund

Berichte zeigen, dass wildlebende Tiere sich von Blutegeln behandeln lassen. Gezielt steuern sie Gewässer an, in denen die Blutsauger leben. Sie nutzen diese „biologische Apotheke“ instinktiv. Nicht umsonst gilt die Blutegeltherapie bei Hunden seit langer Zeit als beliebtes Naturheilverfahren. Nebenwirkungen treten nur sehr selten auf.

In einigen Fällen reicht bereits eine einmalige Behandlung aus. Die Wirkung ist jedoch bei jedem Hund unterschiedlich. In den meisten Fällen übertrifft sie die Wirksamkeit der schulmedizinischen Therapien. Zudem ist diese in der Regel um einiges schonender für den Organismus des Hundes.

Wurde dein lieber Hund bereits mit Blutegeln behandelt? Erzähle uns gerne von deinen Erfahrungen!

2 Kommentare zu “Blutegeltherapie beim Hund

  1. Genia sagt:

    Blutegel habe ich 1966 kennengelernt, igitt so ist es auch noch Heute. Bfly hatte vor Jahren einen dicken Bluterguss, der mit Erfolg behandelt wurde. Werde es immer wieder in Betracht ziehen

  2. Mare sagt:

    Ich haben bereits 2 x mit Blutegel meinen Hund behandeln lassen. Sowohl bei Arthrose als auch bei Nervschmerzen an der Wirbelsäule.
    Beide Male haben sich die Symptome stark verbessert. Ich kann jedem nur raten diese Behandlungsmethode bei Beschwerden zu versuchen. Viele Grüße Maja und Aris (amerikanische Bulldogge)

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