Ja, auch Hunde können einen Bandscheibenvorfall bekommen. Verbunden ist die Erkrankung mit starken Schmerzen, es kann sogar zu Lähmungen kommen. Umgangssprachlich wird der Bandscheibenvorfall beim Hund auch als Dackellähme bezeichnet. Betroffen sind jedoch nicht nur kleinwüchsige Hunderassen. Größere Rassen können ihn ebenfalls bekommen.
In diesem Artikel erfährst du, welches die typischen Symptome bei einem Bandscheibenvorfall beim Hund sind und wie du deinem Liebling helfen kannst.
Die Bandscheiben und ihre Funktion
Um ein besseres Verständnis für einen Bandscheibenvorfall zu bekommen, ist es wichtig, ihre Funktion zu verstehen.
Wie bei uns Menschen verläuft auch bei Hunden das Rückenmark von ersten Halswirbel bis zum Bereich des Lendenwirbels. Seine Aufgabe ist es, Informationen zu transportieren: vom Körper zum Gehirn und in die andere Richtung.
Das Rückenmark steuert unter anderem Bewegungen. Es ist aber auch für die Atmung und Verdauung verantwortlich sowie für die Beinmotorik. Geschützt wird das Rückenmark von der Wirbelsäule. Diese umgibt es wie ein Mantel.
Zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule befinden sich Bandscheiben. Sie sind von einem festeren, knorpelartigen Ring umgeben und dienen als eine Art Stoßdämpfer, damit die Wirbel nicht aufeinander reiben. Ohne die Bandscheiben würden es zwischen den Wirbelknochen zu einer Blockade kommen.
Die Bandscheiben haben also gleich mehrere wichtige Funktionen.
- Sie sorgen dafür, dass sich die Wirbelsäule geschmeidig bewegen kann.
- Sie schützen das Rückenmark.
Aufgebaut sind Bandscheiben aus zwei Schichten.
- Im Inneren befindet sich der weiche Gallertkern. Dieser nennt sich “Nucleus pulposus”.
- Umschlossen wird der Kern von einem festen Faserring, der sich “Anulus fibrosus” nennt. Er sorgt dafür, dass die Bandscheibe an ihrer Position bleibt.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Bezeichnet wird der Bandscheibenvorfall auch als Bandscheibenprolaps oder Diskopathie. Umgangssprachlich kennst du ihn vielleicht als Dackellähme. Das liegt daran, dass er häufig bei zwergwüchsigen Rassen wie dem Dackel auftritt.
Unterschieden wird beim Bandscheibenvorfall zwischen drei Typen.
- Vom Hansen-Typ I sind am meisten kurzbeinige Hunde ab ca. einem Jahr betroffen.
Bei dieser Variante reißt der Faserring. Der beinahe flüssige Gallertkern tritt aus und gelangt in den Rückenmarkskanal. Der betroffene Hund hat in der Regel akute Schmerzen - Bei einem Bandscheibenvorfall Hansen-Typ II weicht der äußere Faserring im Laufe der Zeit immer mehr auf. Der innere Kern wölbt sich dadurch in den Kanal vor. Diese Variante tritt oft bei größeren Hunden ab ungefähr sechs Jahren auf. Die damit verbundene Symptome sind weniger offensichtlich als beim Hansen-Typ I und entwickeln sich schleichend.
- Der Hansen-Typ III wird auch als “explosive disc” bezeichnet. Diese Variante tritt häufig akut unter einer Belastung oder durch ein Trauma auf. Dabei kommt es im äußeren Faserring zu einem Riss und der Gallertkern schießt raus. Das Rückenmark wird dabei nicht gequetscht.
Auftreten kann der Bandscheibenvorfall an verschiedenen Stellen der Wirbelsäule. Dies wird unter anderem durch die Größe und Rasse beeinflusst. Bei kleinen Rassen wie dem Dackel oder der französischen Bulldogge tritt er oft am Übergang zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule auf.
Große Rassen wie die Deutsche Dogge haben hingegen eher Probleme im Bereich der Halswirbelsäule (HWS). Andere große Hunde wie der Deutsche Schäferhund leiden häufig unter einem Bandscheibenvorfall zwischen der Lendenwirbelsäule und dem Kreuzbein.
Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Für einen Bandscheibenvorfall beim Hund kommt nicht eine Ursache alleine infrage, es gibt verschiedene.
Der Bandscheibenvorfall kann zum Beispiel rassebedingt sein. Einige Hunde leiden vermehrt an Bandscheibenvorfällen. Dies liegt an besonders kurzen Beinen oder einem sehr langen Rücken. Durch einen langen Rücken werden die Bandscheiben schon in jungen Jahren stark belastet.
Das sind häufige Rassen, die einen Bandscheibenvorfall bekommen:
- Dackel
- Pudel
- Beagle
- Französische Bulldogge
- Deutsche Dogge
- Deutscher Schäferhund
Ein Unfall sowie eine Verletzung können ebenfalls einen Bandscheibenvorfall bewirken. Entstehen kann er auch durch einen Verschleiß des Bandscheibengewebes. Dieser Verschleiß entsteht beispielsweise durch eine dauerhafte Fehl- oder Überbelastung der Wirbelsäule.
Übergewicht oder ein Mangel an Bewegung können Bandscheibenvorfälle ebenfalls begünstigen. Auch ein hohes Alter kommt als Ursache infrage. Deshalb tritt er bei älteren Hunden durch eine altersbedingte Abnutzung besonders häufig auf.
So erkennst du einen Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall beim Hund ist nicht immer leicht zu erkennen, denn die Symptome sind sehr vielfältig. Sie hängen unter anderem davon ab, welche Region und wie stark sie betroffen ist.
Der Bandscheibenvorfall wird daher in fünf Erkrankungsgrade unterteilt. Bei einem leichten Bandscheibenvorfall ist in der Regel eine Schmerzempfindlichkeit an der Wirbelsäule zu erkennen. Diese kann schwach, aber auch stark ausgeprägt sein. Betroffene Hunde zeigen dabei oft einen verminderten Bewegungsdrang.
Bei einem schweren Erkrankungsgrad können sich neurologische Ausfälle zeigen. Dazu gehören taube Beine ebenso wie eine vollständige Lähmung. Möglich ist es bei schweren Fällen, dass der Vierbeiner seinen Kot oder Urin nicht mehr halten kann.
Liegt der Bandscheibenvorfall im Lendenbereich, kann sich dies durch eine ungewöhnliche Rückenhaltung zeigen. Das Gleiche gilt für einen Bandscheibenvorfall im Brustbereich. In diesem Fall würde dein Liebling seinen Nacken anders als gewöhnlich halten.
Folgende Anzeichen können bei einem Bandscheibenvorfall auftreten:
- verspannter Rücken, gekrümmter Rücken
- Lahmheit, Nachschleifen der Hinterbeine
- Verweigerung von Treppensteigen
- Koordinationsstörungen
- Lähmungen der Hinterbeine
Solltest du solche Symptome bei deinem Schatz beobachten, dann gehe direkt zum Tierarzt. Damit es nicht zu Lähmungen kommt, ist eine schnelle und gute Behandlung nötig.
Das kannst du gegen einen Bandscheibenvorfall tun
Wenn dein treuer Begleiter einen Bandscheibenvorfall hat, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Als erste Maßnahme solltest du es unbedingt verhindern, dass dein Liebling Treppen steigt oder springt. Jegliche Belastung des Rückens sollte strikt vermieden werden.
Der Tierarzt macht eine allgemeine sowie eine neurologische Untersuchung. Die folgende Therapie hängt davon ab, ob dein Fellfreund einen leichten oder schweren Bandscheibenvorfall hat. Bei einem leichten Bandscheibenvorfall kann es zuerst mit einer konservativen Therapie versucht werden. In schwereren Fällen ist es notwendig, zeitnah zu operieren.
Operation
Ist der Bandscheibenvorfall mit neurologischen Ausfällen verbunden, sollte dein lieber Hund schnellstmöglich operiert werden. Eine zeitnahe Operation ist auch nötig, wenn dein Schatz nicht mehr aufstehen kann. Dabei wird der betroffene Wirbelkanal aufgemacht und das Bandscheibenmaterial entfernt. Auf diese Weise wird das Rückenmark wieder entlastet.
Hat dein Fellfreund vorher leichte Lähmungserscheinungen gezeigt, ist die Aussicht auf eine schnelle Genesung gut. Bei schweren Lähmungen kann die Regeneration einige Monate dauern. Die Wahrscheinlichkeit ist hier insgesamt geringer als bei leichten Fällen und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Gut zu wissen: Wurde die Blutversorgung durch den Bandscheibenvorfall lange unterbrochen? Dann ist die Wahrscheinlichkeit für irreversible Nervenschädigungen höher. Deshalb ist es bei einem schweren Bandscheibenvorfall wichtig, schnell zu handeln.
Im Anschluss an eine Operation benötigt dein lieber Hund Physiotherapie. Dabei wird seine verkrampfte Rückenmuskulatur gelockert. Außerdem wird der Rückbildung der Muskulatur entgegengewirkt.
Kosten für eine Operation
Leider gehören Operationen an der Wirbelsäule zu den teuersten. Sie können zwischen 1500 und 3500 Euro betragen, aber auch noch höher sein. In diesem Preis enthalten sind in der Regel die vorherigen Untersuchungen sowie die Operation selbst. Dazu können noch die Nachsorge und physiotherapeutische Behandlungen kommen.
Nachsorge nach einer Operation
Wurde dein Liebling wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert, muss er danach unbedingt geschont werden. Er sollte sich so ruhig wie möglich verhalten. Kurz nach der Operation ist es zudem sinnvoll, ihm Schmerzmittel zu geben.
Wichtig: Die Zugabe von schmerzstillenden Medikamenten kann dazu führen, dass sich dein Hund zu viel bewegt. Das solltest du verhindern, sonst kann sich der Zustand verschlimmern.
Klicke hier, um zu erfahren, wie du die Nachsorge nach einer Operation gestalten solltest.
Konservative Therapie
Eine konservative Behandlung kann bei leichten Fällen, aber auch ergänzend nach einer Operation angewendet werden. Leichte Bandscheibenvorfälle sind solche, die bloß mit Schmerzen verbunden sind. Es liegen zudem keine oder lediglich geringe Nervenausfälle vor.
Schmerzmittel und Medikamente
Bei einer konservativen Therapie hat die Gabe von Schmerzmitteln und Medikamenten einen hohen Stellenwert. Welche dein treuer Begleiter genau benötigt, hängt von seinem individuellen Zustand ab. Manchmal reichen reine Schmerzmittel aus, manchmal braucht er zusätzlich Entzündungshemmer.
In diesem Artikel erfährst du alles, was du zu Schmerzmitteln bei einem Bandscheibenvorfalll wissen solltest.
Nahrungsergänzungsmittel
Die Regeneration der Nerven sowie der Wirbelsäule lässt sich gut mit Nahrungsergänzungsmitteln unterstützen. Sehr hilfreich sind beispielsweise B-Vitamine. Sie lindern Nervenverletzungen sowie Nervenentzündungen.
Doch es gibt einige Nahrungsergänzungen mehr, mit denen du deinem Schatz Gutes tun kannst.
Klicke hier, um zu erfahren, welche Ergänzungen infrage kommen.
Übungen und Massagen
Ein Ziel der Behandlung ist es, die Rückenmuskulatur deines lieben Hundes zu stärken. Dazu gibt es verschiedene Übungen, die auf ihn angepasst sein müssen. Er darf sich nicht überfordern oder zu stark belastet werden.
Eine Massage dient nicht nur dem Wohlbefinden deines Lieblings. Sie kann zudem verspannte Muskeln und verklebte Faszien lösen. Dabei solltest du mit den entsprechenden Griffen vertraut sein.
Lasse dich dazu am besten von deinem Tierarzt oder einem Tierphysiotherapeuten beraten.
Physiotherapie
Nach einer Operation sollte auf jeden Fall Physiotherapie gemacht werden. Doch auch bei einem leichten Bandscheibenvorfall profitiert dein lieber Freund von ihr. Sie kann dazu beitragen, dass sich dein Schatz wesentlich schneller erholt. Bei der Physiotherapie wird die Muskulatur zum Beispiel durch Massagen gelockert, aber auch gezielt durch Übungen trainiert.
Bandscheibenvorfall beim Hund vorbeugen
Einen Bandscheibenvorfall kannst du nicht ganz verhindern. Allerdings lässt sich die Wahrscheinlichkeit des Auftretens reduzieren.
Zählt dein Hund zu Rassen, die ein erhöhtes Risiko aufweisen? Dann solltest du unbedingt Übergewicht vermeiden. Auch hohe Sprünge sowie Treppensteigen sollten reduziert oder ganz unterlassen werden.
Um die Bandscheiben im Bereich der HWS zu entlasten, sollte dein Schatz ein Brustgeschirr statt eines Halsbandes tragen.
Bandscheibenvorfall – OP ja oder nein?
Liegt ein schwerer Bandscheibenvorfall vor, kommt dein lieber Hund um eine Operation nicht herum. Sie ist sinnvoll bei starken Schmerzen und bei Lähmungserscheinungen. Wird mit der Operation zu lange gewartet, kann dies irreversible Schäden zur Folge haben. Deshalb solltest du beim Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall schnell zum Tierarzt fahren.
Nach der Operation benötigt dein Hund unbedingt eine ausreichende Regenerationszeit.
Heilungschancen eines Bandscheibenvorfalls
Die Heilungschancen hängen mit dem Schweregrad der Erkrankung zusammen.
- Bei einem leichten Vorfall ohne Operation ist die Prognose meistens gut.
- Hatte dein Liebling geringe Lähmungserscheinungen und wurde operiert? Dann stehen die Chancen ebenfalls gut, dass er sich schnell von dem Eingriff erholt.
- Bei schweren Lähmungen ist oft viel Geduld gefragt. Die Heilung kann einige Wochen, aber auch Monate dauern.
- Hatte dein treuer Begleiter eine komplette Lähmung ohne tiefes Schmerzempfinden für mehr als 48 Stunden? Dann ist die Heilungsaussicht leider auch mit einem operativen Eingriff schlecht.
Grundsätzlich hängen die Heilungschancen beim Bandscheibenvorfall sehr davon ab, dass schnell gehandelt wird.
Genesungszeit nach einem Bandscheibenvorfall
Wie schnell sich dein lieber Freund vom Bandscheibenvorfall erholt, wird durch den Schweregrad, die Behandlung sowie deine Disziplin beeinflusst. Schonst du ihn zu wenig, kann sich das Problem dadurch verschlimmern.
Bei einem Bandscheibenvorfall ohne Operation kann die Genesung zwischen wenigen Tagen bis hin zu ein paar Wochen dauern. Mit Operation sind sogar einige Monate möglich.
In diesem Artikel erfährst du alles, was du zur Nachsorge und Genesung wissen solltest.
Hund mit einem Bandscheibenvorfall richtig tragen
Ein Hund mit einem Bandscheibenvorfall darf nicht springen oder die Wirbelsäule stark belasten. Deshalb ist auch das Treppensteigen erst einmal für einige Vierbeiner tabu. Wenn du deinen Schatz trägst, sollte sein Rücken dabei möglichst gerade sein. Sein Gesäß darf nicht absinken.
Hilfreich kann in diesem Fall eine spezielle Tragehilfe sein. Sie eignet sich besonders bei Bandscheibenvorfällen im Lendenwirbelbereich.
Wann sollte ein Hund mit Bandscheibenvorfall eingeschläfert werden?
Hat eine Operation keine Aussicht auf Erfolg und alle vier Beine deines treuen Begleiters sind gelähmt? Dann ist die Frage, wie hoch seine Lebensqualität noch ist. Selbst mit gelähmten Beinen kann dein vierbeiniger Freund noch ein glückliches Leben führen. Es gibt beispielsweise Rollstühle, die ihm Bewegung ermöglichen.
Mit einer vollständigen Lähmung ist allerdings in der Regel eine Kot- und Harninkontinenz verbunden. Dein Schatz ist rund um die Uhr auf deine Pflege angewiesen. Ob dieses Leben für ihn noch erfüllend ist, lässt sich schwer sagen.
Berücksichtigen solltest du jedoch auch, ob du die 24stündige Betreuung deines lieben Hundes gewährleisten kannst. Sie zeitlich sowie emotional fordernd und darf bei der Entscheidung nicht außen vor gelassen werden.
Fazit
Ein Bandscheibenvorfall beim Hund kann aus verschiedenen Gründen auftreten. Bei kurzbeinigen Hunden tritt er häufiger aus als bei größeren Rassen. Doch auch sie können davon betroffen sein.
Leichte Bandscheibenvorfälle haben mit einer konservativen Therapie recht gute Heilungschancen. Bei schwereren Fällen hängt die Prognose uner anderem von der bereits eingetretenen Nervenschädigung ab. Deshalb ist es immer wichtig, beim Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall schnellstmöglichst zum Tierarzt zu gehen.
Hast du schon Erfahrungen mit einem Bandscheibenvorfall bei deinem lieben Hund gemacht? Berichte uns gerne davon in den Kommentaren.
Hallo,
unsere Französische Bulldogge musste nach einem HWS-Bandscheibenvorfall operiert werden.
Sie ist erst ca. 4 Jahre jung ( aus dem Tierheim) und sehr agil, freundlich und springt vor Freude immer hoch. Auch im Hundetraining/Schule konnte ihr dies nicht abgewöhnt werden. Wenn wir, die. Familienmitglieder nach Hause kommen, überschlägt sie sich vor Freude. Wir können sie dann kaum beruhigen. Wie soll ich nach dieser schweren OP sie dazu bringen, ruhiger gelassener zu werden bzw. bleiben? Sonst ist doch eine weitere Schädigung vorprogrammiert.
Bitte, geben Sie mir Verhaltenshinweise. Wir möchten Bella so lange wie möglich und vor allem ein Beschwerdefreies Leben bei uns ermöglichen. Ich danke im Voraus! Es grüßt Erika Berz