Das Cauda-equina-Syndrom (CES), auch Cauda-equina-Kompressionssyndrom, ist eine neurologische Erkrankung des Wirbelkanals. Dabei wird der hinterste Teil des Rückenmarks, die Cauda equina, eingeengt. Ob dabei ein chirurgischer Eingriff nötig ist oder nicht, ist von Hund zu Hund verschieden. Je schwerer die neurologischen Ausfälle sind, desto eher ist eine Operation notwendig. Eine Physiotherapeutische Behandlung und bestimmte Übungen helfen deiner Fellnase zu mehr Lebensfreude: egal ob bei einer konservativen Therapie oder nach einer Operation.
Cauda-equina-Syndrom — Was ist das?
Die Cauda equina ist eine Ansammlung von Nervenwurzeln am Ende des Rückenmarks. Der Name Cauda equina kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Pferdeschwanz“. Die Cauda equina ähnelt nämlich einem Pferdeschweif.
Die Nerven, die aus der Cauda equina kommen, steuern Kot- und Harnabsatz und versorgen Schwanzmuskulatur und einen Teil der Hinterläufe mit Nervenreizen. Werden diese gequetscht, kommt es zu neurologischen Ausfällen und Schmerz. Die Folgen der Kompression sind oft schleichend.
Auslöser für das CES ist eine Überlastung, Instabilität oder Veränderungen im lumbosakralen Übergang. Der ist zwischen dem letzten Lendenwirbel und dem Kreuzbein. Dieser Bereich ist anfällig für Krankheiten, weil es sich um einen Übergang in der Wirbelsäule handelt.
Das Cauda-equina-Kompressionssyndrom folgt oft auf Bandscheibenvorfälle und Spondylose in diesem Bereich.
Die Einengung des Wirbelkanals kann auch angeboren sein. Außerdem sind große Rassen wie Schäferhunde und Retriever öfter betroffen.
Eine Überbelastung und der Alterungsprozess können ebenso zum Cauda-equina-Syndrom führen. Deshalb sind ältere Hunde, übergewichtige Fellnasen und Dienst- oder Sporthunde häufig betroffen.
Übungen bei Cauda equina
Je nach Schweregrad der Krankheit kann entweder eine Operation oder du hilfst deinem Hund konservativ, meistens mit Hilfe von Schmerzmitteln. Die beschriebenen Übungen sind für alle Hunde mit Cauda equina geeignet. Besprich sie trotzdem mit Tierarzt und Physiotherapeuten. Die meisten Hunde haben noch andere Krankheiten zusammen mit CES.
Achte bei allen Übungen darauf, dass deine Fellnase aufgewärmt ist. 10 Minuten lockeres Spazieren reichen aus.
Isometrische Übungen
Isometrische Übungen für die Hinterhand stärken Muskeln und trainieren Koordination, Balance und Körpergefühl. Bei isometrischen Übungen spannt dein Vierbeiner die Muskulatur an, ohne die Gelenke zu bewegen. Sie sind deshalb für fast alle Hunde, auch mit Gelenkproblemen geeignet.
Die Ausgansposition ist bei allen drei Übungen gleich. Dein Hund steht auf einem rutschfesten Untergrund und du kniest oder hockst hinter deiner Fellnase.
Übung 1: Lege deine Hände seitlich auf die Oberschenkel deines Hundes. Übe mit deiner rechten Hand leicht Druck aus, als wolltest du deinen Schützling nach links schieben. Halte diese Position für 5 Sekunden. Du solltest dabei nicht nachfedern oder den Druck erhöhen. Dein Hund spannt jetzt die Muskeln an und hält gegen deinen Druck. Er sollte dabei so dagegenhalten, dass er in der bisherigen Position stehen bleibt. Gibt er nach, indem er zur Seite steigt, war der Druck zu groß. Jetzt ist die andere Seite dran. Am Beginn reichen insgesamt 3 Wiederholungen pro Seite.
Übung 2: Lege die Hände jetzt an die Vorderseite der Oberschenkel (oberhalb des Knies). Übe auch hier wieder für 5 Sekunden Druck aus. Wiederhole die Übung 2 weitere Male.
Übung 3: Lege die Hand auf den unteren Rücken und übe leicht Druck nach unten aus. Auch jetzt sollte dein treuer Begleiter stehenbleiben und sich nicht hinsetzen. Achtung bei frisch operierten Hunden oder Vierbeinern, die Schmerzen in diesem Bereich haben. Im Zweifelsfall lässt du die Übung weg. Mache auch diese Übung insgesamt 3-mal.
Achte bei allen isometrischen Übungen darauf, dass du den Druck nicht ruckartig, sondern sanft wegnimmst. Mache die Übungen am Beginn 1-mal am Tag. Später kannst du sie 2- oder 3-mal machen. Falls du dir gar nichts unter isometrischen Übungen vorstellen kannst, bietet dieses Video einen guten Einstieg.
Cavaletti-Training
Hunde mit Cauda equina haben oft Schwierigkeiten mit ihrer Koordination. Damit sie ihre Beine wieder ordentlich heben lernen, hilft das Cavaletti-Training. Dabei läuft deine Fellnase über am Boden liegende oder leicht erhöhte Stangen. Schau dir das Video an, um die richtige Schrittlänge herauszufinden.
Einstieg ins Cavaletti-Training: Lege 4 bis 6 Stangen auf den Rasen oder einen rutschfesten Boden und lass deinen lieben Hund ein paar Mal über die Stangen im Schritt gehen. Wiederhole die Übung auch im Trab. In der zweiten Runde kannst du die Stangen leicht erhöhen und schickst deinen Liebling wieder in Schritt und Trag über die Cavaletti.
Propriozeption
Reines Krafttraining ist beim Cauda-equina-Syndrom nicht sinnvoll. Durch die Kompression werden Nerven verletzt. Das stört den Informationsaustausch zwischen Muskeln und Gehirn. Soll dieser Austausch wieder besser funktionieren, müssen die Nerven stimuliert werden. Das gelingt durch Propriozeption. Dabei läuft dein lieber Hund über viele verschiedene Untergründe. Einen solchen Parcours kannst du im Garten oder in der Wohnung aufbauen oder beim Spaziergang integrieren. Für mehr Informationen zum Thema Propriozeption empfehle ich den Artikel von Martina Flocken.
Parcours mit verschiedenen Untergründen:
- Sand
- Korken
- Kiesel
- Gummimatten
- Laub
- Plastik wie Noppenfolie
- Brettern
- Decken oder Handtücher
- Styropor
- Rindenmulch
Parcours mit wackeligen Untergründen:
- Wackelbrett
- Polster
- Schaumstoff
- Luftmatratze
- Balancekissen und -igel
Beim Spaziergang:
- Abgemähte Felder
- Waldboden mit kleinen Wurzeln
- Moos
- Sandboden
- Kieselweg
- Laub
Fazit
Cauda equina beim Hund ist eine tückische Krankheit. Sie ist oft mit Schmerzen, Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats, neurologischen Ausfällen und weiteren Krankheiten verbunden. Trotzdem bedeutet die Diagnose Cauda-equina-Syndrom nicht, dass dein Schatz keine Lebensfreude mehr hat. Je früher Cauda equina erkannt wird, desto besser stehen die Chancen für ein angenehmes Hundeleben. Egal ob konservative Therapie oder nach einer Operation: Sanfte, aktive Übungen helfen deinem Liebling bei der Genesung.
Kennst du einen Hund mit Cauda-equina-Syndrom? Leidet dein eigener Schatz darunter? Wie hilfst du ihm dabei? Schreibe es gerne in die Kommentare!
Mein Golden Retriever hat trotz Rücken OP 2018 mit 2 1/2 Jahren all die Jahre ein CEKS. Ursache sind diverse unschöne angeborene Fehlbildungen an Rücken und Hüften. Die Prognose auf weitere Engpässe im Verlauf war 2018 teilzunehmen OP recht schlecht. Er lässt sich auch wieder nur sehr ungern im hinteren Bereich anfassen. Das erschwert Physio ungemein. Die Empfehlungen von Osteopathen und Physiotherapeuten gehen auch sehr auseinander. Es gab mal isometrische Übungen, dann die Ansage nicht mal die, sondern einfach nur laufen lassen und da Laser und Unterwasserlaufband. Massagen gegen die dauernden Verspannungen haben am Ehesten was gebracht. Zuletzt haben wir es nochmal mit einem aktiven Muskelaufbau probiert inklusive Caveletti, Balance-Pads und Kniebeugen etc. Hat er nur sehr wiederwillig gemacht und fing im Verlauf an dauerhaft zu schleifen hinten links. Im Unterholz auf Spaziergängen fällt ihm die Koordination mit über Äste steigen leichter während er über die Caveletti nur gestolpert ist. Aber zu etwas mehr Koordination in den Hinterbeinen, Keaft und einen wieder gestreckten Rücken beim Sitzen haben die Übungen schon beigetragen. Naja nun ist er seit letzten Herbst wegen der Verschlechterung bis hin zu gar kein Empfinden mehr hinten und fehlendem Stellreflex durchgehend auf Pregabalin eingestellt. Man vermutete beim Kontrollröntgen in der Klinik eine Foramenstenose hinten links durch ein Kallus an der Op-Stelle, das wohl seit 2018 übersehen wurde. Das Hinterbein Strecken und belasten führt zur akuten Einengung det Nerven dort und Ischialgie.